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NordWest: Eine Hommage an Maria Sibylla Merian

Fotos: Julian Wachtler

Mit einem großflächigen Graffiti haben Crow139 alias Carlos Lorente und BeNeR1 alias Patrik Wolters ein wbg-Gebäude in der Inneren Koberger Straße besprüht. Es ist eine Hommage an die aus dem 17. Jahrhundert stammende Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian, die eng mit Nürnberg verbunden war. Wir haben mit den beiden Künstlern über ihre Idee, die Entstehung des Wandbilds und das Zusammenspiel zwischen Kunst und Wissenschaft gesprochen.

Wie kam es zu eurer Entscheidung, Maria Sibylla Merian als Motiv auszuwählen?
Carlos: Für mich war es wichtig, eine Person in das Zentrum der Arbeit zu rücken, die sowohl künstlerisch als auch von ihrer Lebensleistung her eine herausragende Stellung für Nürnberg hat. Die üblichen Verdächtigen um Dürer sind ja schon ausgiebig in Szene gesetzt worden. Es ist erstaunlich, wie wenige Menschen wissen, wie prägend Merians Arbeiten waren

Was fasziniert euch persönlich an Merians Leben und Arbeit?
Patrik: Ich bin schon seit jeher von botanischen Illustrationen fasziniert. Natürlich kannte ich Merians Arbeiten schon. Im Laufe der Recherche für dieses Projekt wurde mir aber erst so richtig bewusst, was für eine herausragende Persönlichkeit für Kunst und Wissenschaft diese Frau war.

Was bedeutet es euch, Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen?
Carlos: Wenn man im öffentlichen Raum künstlerisch tätig werden kann und nicht unbedingt kommerziellen Ansprüchen gerecht werden muss, ist das schon eine magische Aufgabe. Man verwandelt Orte, erzählt Geschichten und bringt junge und alte Menschen in den direkten Austausch. Ein großes Graffiti-Art-Kunstwerk lässt eigentlich niemanden kalt.

Gab es besondere Herausforderungen bei der Umsetzung?
Carlos: Der Backstein als Hintergrund war Geschenk und Herausforderung zugleich. Man kann da nicht gut ausbessern, dementsprechend klein war die Fehlertoleranz.

Patrik: Die Hitze! Wir hatten Tage, an denen über 35 Grad auf dem Thermometer standen - und ich nicht weitermalen konnte. Carlos - mit seinen spanischen Wurzeln - hat gnadenlos durchgezogen.

Habt Ihr Feedback aus der Nachbarschaft oder von Passantinnen und Passanten erhalten?
Patrik: Allen kann man es nie recht machen. Ein Beispiel: Eine Anwohnerin beschwerte sich am dritten Tag lautstark, ihr würden die Farben des Schriftzugs überhaupt nicht gefallen. Am finalen Tag kam sie aus ihrer Wohnung und sagte, sie sei sehr glücklich mit dem neuen Antlitz des Hauses.

Interview: Philip Hauck