Drei „Lobende Erwähnungen" für wbg-Projekte
Der Architekturpreis der Stadt Nürnberg ist Tradition und für Kenner eine ganz große Sache. Neben einem ersten Preis wird auch eine Anerkennung verliehen, und es werden sechs sogenannte "Lobende Erwähnungen" ausgesprochen. Die wbg Unternehmensgruppe erhielt von den sechsen gleich drei für ihre Projekte.
Insgesamt waren 32 Arbeiten von privaten, institutionellen und öffentlichen Bauherren eingereicht worden. Damit wurde eine vorerst neue Rekordmarke an Teilnehmern erreicht. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es 20 Bewerbungen gewesen. Die Experten-Jury, bestehend aus den Mitgliedern des Baukunstbeirats unter dem Vorsitz von Professor Thomas Will, hat die Beiträge gesichtet, beurteilt und ihre Empfehlungen ausgesprochen. Der Stadtrat war den Vorschlägen gefolgt und hatte diese im Oktober des vergangenen Jahres offiziell bestätigt.
Bemerkenswert war diesmal, dass sich fast die Hälfte der Projekte schwerpunktmäßig mit dem "Bauen im Bestand" beschäftigt hatten, wie beispielsweise einer Umnutzung sowie verschiedener An- und Umbauten. Den ersten Platz indes belegte der Wiederaufbau der "St. Martha Kirche" an der Königstraße. Genau dort hatte denn auch Anfang Dezember des vergangenen Jahres die Preisverleihung stattgefunden - coronabedingt im kleinen Kreis und digital übertragen. Baureferent Daniel F. Ulrich lobte während der Veranstaltung die "sehr hohen Qualitäten" der eingereichten Arbeiten. Und Oberbürgermeister Marcus König verwies auf die "intelligenten, sorgfältigen und genauen Planungen". Außerdem würdigte er das Engagement, die Fachkenntnis und den besonderen Willen der Verantwortlichen, mehr für die Baukultur in Nürnberg tun zu wollen als der Durchschnitt.
Dass die wbg beim Architekturpreis 2020 ganz vorne mitmischen konnte, freut ihren Geschäftsführer, Ralf Schekira ganz besonders: "Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Unternehmensgruppe gleich für drei Projekte Lobende Erwähnungen erhalten hat. Zeigt dies doch, dass wir für qualitativ hochwertige Bauwerke und bezahlbares Wohnen stehen sowie auch mit historischer Bausubstanz fachgerecht umzugehen wissen."
Einen städtebaulichen Akzent mit hoher Nutzungsqualität setzte die wbg beispielsweise mit dem Neubau an der Straßenbahnhaltestelle Westfriedhof, der von der Preis-Jury denn auch lobend erwähnt wurde. Geplant und gebaut wurde hier nach dem Motto "Modernes Wohnen St. Johannis". So sind insgesamt 74 Mietwohnungen entstanden, einige davon sind freifinanziert, andere gefördert. Ein SIGENA-Nachbarschaftstreff wurde integriert, außerdem eine zweigruppige Kindertagesstätte. Bereits im Jahr 2019 war dieses Objekt mit dem Bayerischen Wohnungsbaupreis ausgezeichnet worden. Die Planungen dafür stammen aus dem Münchener Büro "Blauwerk Architekten GmbH" sowie dem Büro "grabner huber lipp Landschaftsarchitekten und Stadtplaner" aus Freising.
Dieser Neubau markiert als moderner Stadtbaustein den wichtigen Eingang in das Quartier St. Johannis, heißt es in der Jury-Wertung. Er ist demnach "eine prägnante Großform mit intelligenter Nutzungsmischung", die "sensibel" in den Stadtraum eingefügt worden sei. Professor Thomas Will, Vorsitzender des Baukunstbeirats, würdigte in seiner Laudatio die "hohe Gestaltungs- und Nutzungsqualität" des Baus sowie die intensive Ausnutzung des Grundstücks. "Hervorzuheben sind die Freiräume", sagte er. Denn trotz der baulichen Dichte, der großen Höhenunterschiede und der Unterbauung durch eine Garage sei das Wohnumfeld sehr differenziert gestaltet. Nach Süden seien kleine Höfe angeordnet worden, die sich im Gelände nach oben hin staffeln. "So entsteht ein lebendig gegliederter Stadtraum mit prägnanten Freiräumen, der in seiner Anmutung fast an südeuropäische Städte erinnert." Besonders hervorgehoben wurde die neue Freitreppe, die von der Gottliebstraße hinauf zum Westfriedhof führt.
Eine weitere Lobende Erwähnung gab es für die Erweiterung der denkmalgeschützten Bauernfeindschule im Südosten Nürnbergs. Mit dieser Aufgabe hatte die Stadt Nürnberg die WBG KOMMUNAL GmbH beauftragt. Realisiert wurde schließlich der Neubau eines Kinderhortgebäudes mit Räumen für eine fünf-gruppige Hortbetreuung und eine zwei-gruppige Mittagsbetreuung. Die Planung hatten die "Bär Stadelmann Stöcker Architekten" aus Nürnberg übernommen. Aus Sicht der Jury war dieses Projekt mit besonderen Herausforderungen verbunden, die bestens gemeistert worden seien. So galt es, den freistehenden Neubau in die intakte Rangierbahnhofsiedlung einzufügen, was "perfekt" gelungen sei, so Professor Will. "Durch den Neubau erfährt der Ort eine überraschende städtebauliche Klärung, was heutzutage alles andere als selbstverständlich ist", erklärte er und verwies in diesem Zusammenhang auf die "geometrische Konstellation", mit der diese Aufgabe gelöst worden sei. Demnach erhebe sich der Baukörper auf einem ungewöhnlichen sechseckigen Grundriss, der so gut eingepasst sei, dass seine Objekthaftigkeit erst auf den zweiten Blick erkennbar werde.
Eine kluge und sorgfältige Planung gelang der wbg in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Büro "Fritsch Knodt Klug + Partner mbH Architekten" bei der Sanierung der Werkssiedlung der MAN am Volckamer Platz in der Werderau. Dafür gab es im Rahmen der Preisverleihung ebenfalls eine Lobende Erwähnung. In diesem Fall waren 68 Wohnungen und fünf Gewerbeeinheiten inklusive Kindergarten nach historischem Vorbild sowohl denkmalgerecht als auch energetisch saniert worden. Untergebracht ist all das in 13 Mehrfamilienhäusern, die wiederum als Zweispänner derart organisiert und miteinander verbunden sind, dass sie wie eine schlossartige Anlage anmuten. Auffällig sind die liebevoll gestalteten Details. "Dekorative Erker und Ecklösungen, Torsituationen und Hauseingänge ließen repräsentative Räume entstehen, während im Blockinneren frei gestaltete Mietgärten als geschützte Privatbereiche zum hohen praktischen Wohnwert beitragen", heißt es im Jury-Fazit. Ein besonderer Fokus lag hier auf der energetischen Sanierung. Auf "kurzlebige Billiglösungen" war dabei verzichtet worden. "Stattdessen wurden die Häuser nicht nur im Erscheinungsbild, sondern auch in ihrer baukonstruktiven Substanz solide und nachhaltig repariert und ertüchtigt. Dadurch erhielt die Siedlung ihre ursprüngliche, attraktive Gestalt zurück.
Der nächste Architekturpreis der Stadt Nürnberg wird im Jahr 2022 ausgeschrieben und vergeben. 1987 hatte er seine Premiere. Es folgten Preisverleihungen in den Jahren 1993, 2004 und 2007. Seit 2016 nun wird er alle zwei Jahre ausgelobt. Oberbürgermeister Markus König wünscht sich auch für die Zukunft "mutige Architekten für Nürnberg", die der Stadt weiterhin zu einer lebendigen Architektur verhelfen.
TIPP:
Wer die Preisverleihung des Architekturpreises 2020 anschauen möchte, kann dies hier tun:
https://www.youtube.com/watch?v=rVmc5Lt4kXM
Weitere Infos zum Architekturpreis 2020 unter:
https://www.nuernberg.de/internet/referat6/architekturpreis_2020.html
Text: Nina Daebel