Skip to main content

Verborgener Felsenkeller mit Geschichte

Experten der Nürnberger Unterwelt sind Gewölbekammer unter wbg-Wohnhaus auf den Grund gegangen

Egal ob Atombunker oder Lochgefängnisse, Wehr- und Geheimgänge, Wasserstollen oder Kunstbunker: Die Experten der Nürnberger Unterwelten (NU) tauchen gerne ab und erforschen Außergewöhnliches sowie Unentdecktes. Nun sind sie auch in einem wbg-Haus in der Unteren Söldnersgasse in der Sebalder Altstadt in die Tiefe gestiegen und haben Spannendes entdeckt. Sie haben einen dort verborgenen Felsenkeller vermessen, fotografisch dokumentiert und versucht, seine Historie zu rekonstruieren.

Wer dieses in Vergessenheit geratene unterirdische Objekt betreten will, muss weit hinabsteigen. Der Zugang führt über den Hauskeller des Wohngebäudes. Von dort aus führt eine Treppe hinab ins Gewölbe. Es gibt linksseitig einen Handlauf, von den Wänden ist Gestein herab gerieselt und liegt auf den Stufen, es ist kühl. Am unteren Ende der Treppe ist deutlich eine Schadstelle zu sehen. Ansonsten macht die Bausubstanz den Fachleuten zufolge „einen guten und stabilen Eindruck“. Die Wände und die tonnenförmige Decke sind irgendwann einmal weiß gestrichen worden. Und wer genauer hinschaut, entdeckt an den Wänden die Reste einer ehemaligen elektrischen Installation sowie verrostete Winkeleisen, auf die Bretter gelegt werden konnten. Kleine Nischen mit Ausmaßen von 1 x 0,5 x 0,3 Metern befinden sich nahe der Treppe auf Kniehöhe, beidseitig und in die Wände hineingearbeitet.

Die Raumhöhe des Kellers misst rund 2,70 Meter. Er ist durchschnittlich rund 2,5 Meter breit und umfasst eine Gesamtlänge von 9,50 Metern. Es gibt einen rechteckigen Hauptraum, dessen Sohle sich rund 5,80 Meter unter der des eigentlichen Hauskellers befindet, und der eine Größe von rund 8 x 2,50 Meter umfasst. An diesen Hauptraum schließt sich in nördlicher Richtung ein kleiner Raum mit den Maßen 1,5 x 2 Metern an.

Über die einstige Nutzung des Felsenkellers, der per Hand in den Burgsandstein geschlagen worden ist, können die Unterwelt-Experten bislang nur spekulieren. „Aufgrund der geringen Größe und wegen des Aufbaus handelt es sich wahrscheinlich nicht um einen Bierkeller“, heißt es. Denkbar sei hingegen, dass ein Metzger oder der Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes den Felsenkeller einst als kühles Lager genutzt hat. Während des Zweiten Weltkrieges war er zur Luftschutzeinrichtung geworden. Mit anderen ehemaligen Luftschutzkellern oder dem Bunkersystem rund um den Paniersplatz ist der Rückzugsort an der Unteren Söldnersgasse allerdings nicht verbunden. Im nördlich gelegenen Hof des Wohnhauses ist noch heute der ehemalige Notausstieg zu finden, mit einem Eisendeckel gut verschlossen. Darunter verbirgt sich ein betonierter Schacht, in dem eine verrostete Eisenleiter emporragt. Über sie gelangte man im Ernstfall ins Freie.

Als Bomben auf Nürnberg fielen, war das ursprünglich an der Unteren Söldnersgasse stehende Gebäude über dem Keller zerstört worden. Der unterirdische Bunker indes blieb erhalten. Er überdauerte die Zeit und wurde nicht verfüllt. In den 1950er Jahren wurde über ihm ein neuzeitliches, dreistöckiges Wohnhaus errichtet. Heute ist der Keller ungenutzt. Einzig ein dort zurückgelassener verbeulter Eimer und ein Kübel sind stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit.

Text:    Nina Daebel

Fotos: Nürnberger Unterwelten (NU)