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"Wir nehmen die Menschen an die Hand"

Legen jedem die kostenlose Notfallmappe ans Herz (v.r.): Christel Krumwiede, Leiterin des Pflegestützpunkts, Sozialreferentin Elisabet Ries, Pflegeberaterin Yasmina Bonn und Seniorenamtsleiter Dieter Rosner (Bild: Ulrich Matz / Stadt Nürnberg)

Die SIGENA-Stützpunkte in den wbg-Quartieren bieten viel: Gemeinschaft, Hilfe bei Fragen zur Pflege, Ansprache und Unterhaltung. Das Angebot richtet sich vor allem an ältere Menschen, damit sie so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Doch was passiert, wenn man aufs Lebensende zusteuert oder schwer krank wird? Wie schreibt man ein Testament? Was muss in einer Patientenverfügung stehen? Damit solche Fragen künftig fachlich fundiert beantwortet werden können, haben sich die SIGENA-Koordinatorinnen in den vergangenen Monaten rund um das Thema "Vorsorge" weiterbilden lassen.

"Das Thema ist für uns alle relevant. Doch leider neigen wir zur Vogel-Strauß-Taktik, wenn es um Fragen rund ums Lebensende, einen plötzlichen Unfall oder die Gesundheit geht", sagt die wbg-Sozialpädagogin Erika Wirth, die sich für die Weiterbildung der Koordinatorinnen eingesetzt hat. Sie ist fest davon überzeugt: "Wer für den Notfall vorgeplant und zusätzlich seine letzten Angelegenheiten geregelt hat, muss nicht länger grübeln oder sich sorgen und kann stattdessen in Ruhe alt und älter werden."

Dass die Kinder im Ernstfall vor Ort sind, organisierend eingreifen können und den Überblick über notwendige Dokumente haben, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Corona-Pandemie hätte das deutlich gezeigt. Von einem auf den anderen Tag seien die SIGENA-Mitarbeiterinnen die einzigen gewesen, die als Ansprechpartner für alleinlebende Senioren greifbar gewesen seien. "Sie waren der Fels in der Brandung." Töchter und Söhne hätten auch in akuten Notsituationen viele hundert Kilometer entfernt ausharren müssen, weil sie wegen des Lockdowns nicht hätten reisen dürfen. Regelmäßig gebe es auch Fälle, in denen überhaupt keine nahen Verwandten mehr leben. Dann sei absolut niemanden mehr greifbar, der einen Nachlass regeln oder im Pflegefall unterstützen könnte.

In einer Notsituation gut abgesichert, ist zum Beispiel, wer frühzeitig eine Patienten- und Betreuungsverfügung hinterlegt, betont Wirth. Die Sozialpädagogin empfiehlt zudem die im vergangenen Jahr von der Stadt Nürnberg neu herausgebrachte "Notfallmappe" griffbereit im eigenen Zuhause aufzubewahren. Diese enthält Vorlagen zu persönlichen und medizinischen Daten, hat Platz für individuelle Arztberichte sowie Dokumente wie den Impfausweis. Für Menschen mit Demenz bietet sie einen speziellen Anamnesebogen. Außerdem können in ihr wichtige Telefonnummern für den Notfall, eine Notfallkarte und Informationen zu Fachberatungsstellen hinterlegt werden. Im Pflegestützpunkt Nürnberg am Hans-Sachs-Platz kann die Notfallmappe kostenlos abgeholt werden. Die SIGENA-Koordinatorinnen helfen bei Bedarf gerne bei der Beschaffung und beim Zusammenstellen der Unterlagen.

Genauso wie die Notfallmappen helfen die immer beliebter werdenden Notfalldosen, die mit den wichtigsten Informationen ausgestattet sind. Ähnlich wie bei der Notfallmappe werden in der kleinen Dose persönliche Daten zu Medikamenten, zum Hausarzt, zu Allergien und anderen Vorerkrankungen hinterlegt, allerdings hier nur in Kurzform. Damit Rettungskräfte die Dose finden und sofort auf die Infos zugreifen können, wird sie im Kühlschrank verwahrt. Ein Aufkleber an der Wohnungstür macht auf den stillen Helfer aufmerksam.

"Klarheit bekommen, Prozesse klären, gut vorsorgen und damit Sicherheit schaffen", das seien Wirth zufolge die Ziele, die mit dem neuen Beratungsangebot im SIGENA-Treff rund um das Thema Vorsorge erreicht werden sollen - egal, ob nun für den unvorhersehbaren Unfall-, Krankheits- oder den unausweichlichen Todesfall. Schließlich sei es ein tröstender Gedanke, selbst entschieden und bindend festgelegt zu haben, was genau man wolle und wie man etwas wolle. Deswegen ermutigt Wirth dazu, sich aktiv um sich selbst zu kümmern und nicht davor zurück zu schrecken, die Koordinatorinnen bei diesen sensiblen und sehr persönlichen Fragen um Rat zu bitten. "Sie nehmen die Menschen an die Hand und helfen ihnen da durch", betont die Sozialpädagogin und garantiert individuelle Hilfe. Und sollten die Beraterinnen einmal trotz ihres umfangreichen Wissens keine Antwort parat haben, wüssten sie ausreichend Ansprechpartner in den Behörden, um die nötigen Informationen zu beschaffen, und das zeitnah.