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Frühe Sgraffiti in Nürnberg

Jakobsviertel, Deutschordensviertel, Handwerkerviertel. Hier waren sie, die Bäcker, die Rotschmiede, die Kammmacher und auch die Schlotfeger. Ihre Zeichen sind heute noch zu sehen – wenn man genau hinschaut.

In der Schlotfegergasse an der Rückseite des Polizeipräsidiums. Viele Zeichen. Vielleicht nicht mehr so lange, wie es sie schon gibt, denn sicherlich machen auch diesen Kunstwerken die Abgase zu schaffen. Also, machen Sie sich auf den Weg, so lange es noch etwas zu sehen gibt.

In Nürnberg sind Schlotfeger das erste Mal 1442 nachgewiesen. Das kommt einem vielleicht spät vor, aber es brauchte ja auch erst mal die Schlöte, die es zu fegen galt, und anfangs waren die Häuser anders gebaut. An der Giebelseite war das Rauchloch. Der Rauch zog über den Dachboden, Ungeziefer im Gebälk hatte dabei keine Überlebenschance.

Die Arbeit eines Kaminkehrers war sehr schwierig. Vorschrift war, dass der Schlot mindestens „ein Innenmaß von wenigsten 45 x 45 cm haben musste, damit ein Manparer Schlotfeger allweg von unten an biß oben aus auff und nieder kumen könne.“ Dieser hatte, mit Rücken, Knien und Ellenbogen eingestemmt, den Schlot zu durchsteigen und dabei mit dem Schulter­eisen die dicke Glanzruß- und Pechschicht abzukratzen, die dann auf ihn hinunterfiel und oft einen ganzen Karren füllte. Zum Beweis für sorgfältig durchgeführte Arbeit hatte der Schlotfeger am Schluss von oben laut und deutlich aus dem Schlot herauszurufen.

Ab 1742 wurden wegen der großen Brandgefahr alle sechs Wochen die Kamine gekehrt. Anfänglich machten das meist wandernde Italiener. Die Männer brachten teilweise viel Unruhe mit. Scheinbar freuten sich die Hausfrauen nicht nur wegen der geminderten Brandgefahr über das Auftauchen der Fremden. Ein Grund, warum der Rat verstärkt Landeskinder für diesen Beruf gewinnen wollte. Der Erfolg stellte sich aber erst ganz allmählich ein.

Die Herberge der Schlotfeger war in der heutigen Schlotfegergasse. Ganz in der Nähe war das Kornhaus der Deutschordenskommende. Die vielen kleinen Luken in dem mehrstöckigen Dach zeigen die frühere Funktion des Gebäudes als Kornspeicher. Heute ist die Polizei darin zu Hause. Oft liefen die Schlotfegergesellen daran vorbei und hinterließen ihre Zeichen in der Wand. Sie ritzten die Zeichen ihres Berufes, ihre Initialen und die Jahreszahl ihres Aufenthalts in Nürnberg in die Wand. Die ältesten Sgraffiti stammen aus dem 17. Jahrhundert. Bei manchen kann man gut das Schultereisen erkennen, das die Schlotfeger selbst heute manchmal dabeihaben.

Schön ist, dass die Kaminkehrer das Schultereisen auch heute noch in ihrem Logo haben. Eines zeigt nach rechts, eines nach links. In einem Dreieck, das wie ein Tortenstück aussieht, sind vier Balken. Das Tortenstück soll den Stielbesen darstellen, mit dem gekehrt wird. Der rote Balken symbolisiert den Brandschutz, der gelbe die Sicherheit, der blaue steht für den Umweltschutz und der grüne für die neutrale Beratung durch den Schlotfeger. Achten Sie mal drauf, wenn Sie einem begegnen, und freuen Sie sich, denn „Zum Glück gibt’s den Schornsteinfeger.“ 

Text: Erika Wirth

Quellen: u.a. M. Diefenbacher und R. Endres: Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 2000
Geschichte für Alle: Jenseits des Weißen Turms, 1997
1. Mulzer: Nürnberg Hundert Bilder und hundertmal Geschichte. I 1970

Fotos: Axel Rieger