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Eine Linde für die Linde

Fotos: Jörg Dorn

Das hätte sich die Nürnberger Marktfrau wohl nicht träumen lassen: ein Dasein auf einer Insel. Immerhin hatte sie sechs Kinder und vielleicht schon mal den Wunsch nach einer einsamen Insel. Aber einsam sind Inseln in Nürnberg eher nicht. In Nürnberg gibt es viele Inseln, doch nur auf einer steht eine Linde für Linde. Gehen Sie in die Altstadt, hinter die Lorenzkirche, an der Sparkasse entlang und schon stehen Sie vor Lindes Linde auf der Insel im Kreisverkehr.

2003 bekam Johanna LINDE Hübsch ihre Linde und eine Gedenktafel dazu. Ihre Kinder und Klaus Schamberger hatten diese humorvolle Variante des Erinnerns an eine der bekanntesten Nürnberger Marktfrauen angeregt – und auch mitfinanziert. 

„A Tässle Suppn?“ Vielleicht hat Frau Hübsch auch Sie das gefragt, als Sie früher an ihrem Stand auf dem Hauptmarkt vorbeigingen, denn das war die Marken-Frage der Nürnberger Marktfrau. Jedem wurde die Frage gestellt, und alle bekamen ein Tässchen Suppe, egal ob sie eine Bank besaßen oder nur auf einer Bank saßen. Egal, ob sie hinterher auch ein Tütchen kauften oder nicht. Zur kostenlosen Suppe gab's außerdem auch ein Lächeln und ein offenes Ohr.

Johanna Linde Hübsch wurde 1935 in Nürnberg geboren und war die Ehefrau eines Pfarrers. Um die Haushaltskasse aufzubessern, begann sie, auf Kirchweihen und Sportplätzen für die Firma Wela Tütensuppen zu verkaufen.

Ihre Art und Weise, die Suppen anzupreisen, kam so gut an, dass die Geschäftsführung ihr Vertriebspersonal nach ihrem Vorbild ausbilden ließ. Nachdem das Nürnberger Marktamt ihr das Ausschenken der Suppe erlaubte, war die Suppenfee schließlich jahrzehntelang auf dem Nürnberger Hauptmarkt zu finden. 2002 erlag sie einem Herzstillstand – nachdem sie auch am Vortag noch auf dem Markt ihrer Arbeit nachging. Ihre Kinder führen den Stand fort, und Sie können auch heute noch Tütensuppen, Suppenwürze und anderes für die Küche dort kaufen und dann mit dem Suppenkochen loslegen. Zum Beispiel eine Spargelcremesuppe nach einem Original-Rezept von Johanna Linde Hübsch:

  • 1 Packung Wela Spargelcremesuppe
  • 100 - 150 Gramm frischer Spargel, klein geschnitten
  • 1/2 Becher frischer Sahne
  • 125 ml Weißwein

Die Suppe kalt anrühren, aufkochen lassen, nach und nach die restlichen Zutaten beigeben. 10 Minuten leicht köcheln lassen.

Mögliche Verfeinerungen:

  • 1 TL Original Bärwurz oder
  • 1 TL guter Sherry oder
  • einige geriebene Walnüsse oder
  • besonders fein geschnittener Parma-Schinken.

Nebenbei: eine andere berühmte Suppengestalt ist der Suppenkasper. Er hat mit Nürnberg ausnahmsweise mal nichts zu tun, stammt er doch aus Frankfurt, wo ihn Heinrich Hoffmann im Struwwelpeter verewigt hat. Das Ur-Manuskript dazu allerdings ist in Nürnberg. Gut verwahrt im Germanischen Nationalmuseum... 

Text:   Erika Wirth
Quellen: www.franken-wiki.de, www.nordbayern.de