"Ein Beitrag ist kalkulierbar, ein Schaden ist es nicht"
Mit welchen Versicherungen für den Ernstfall vorgesorgt ist
Starkregen flutet den Keller und zerstört alles, was Mieter*innen darin gelagert hatten? Der Waschmaschinenschlauch platzt und Wasser überschwemmt die eigene Wohnung und die der Nachbarn gleich mit? In diesen Fällen hat vorgesorgt, wer auf eine Privathaftpflicht- und eine Hausratversicherung zurückgreifen kann. Denn die wbg haftet nicht. Das Unternehmen kann nur seine eigenen Gebäude und Grundstücke versichern. Deswegen raten der wbg-Versicherungsexperte Marlon Serra und Petra Emsperger, Leiterin des wbg-KundenCenters SüdOst, dringend dazu, eine Privathaftpflicht- und eine Hausratversicherung abzuschließen. Doch wie findet man einen seriösen Anbieter, welche Deckungssummen sind sinnvoll und welche Laufzeiten möglich? Ein Interview von Nina Daebel.
Welche Versicherungen braucht man unbedingt und warum?
„Die Haftpflichtversicherung ist besonders wichtig. Sie bezahlt Schäden, die man einem anderen zugefügt hat. Das können gewöhnliche Sach- oder aber Personenschäden sein. Wenn zum Beispiel die Waschmaschine ausläuft, das Wasser in eine angrenzende Wohnung fließt und dort den Teppich beschädigt, übernimmt die Haftpflichtversicherung. Sie bezahlt allerdings nur den sogenannten Zeitwert. Das bedeutet: Wenn ein fünf Jahre alter Teppich beschädigt wurde, wird auch lediglich der Wert eines fünf Jahre alten Teppichs erstattet.
Ein Beispiel für einen Personenschaden hingegen wäre, wenn der Mieter versehentlich ein Feuer verursacht und die Nachbarn schwer verletzt gerettet werden. In einem solchen Fall müssen mitunter Schmerzensgelder und lebenslange Renten gezahlt werden. Das sind enorme Summen, die man ohne Versicherung nicht aufbringen kann.
Genauso wichtig ist eine Hausratversicherung. Sie zahlt, wenn der eigene Hausrat durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel oder Hochwasser und Erdbeben beschädigt wird. Das Besondere dabei ist, dass diese Versicherung den Neuwert des jeweils beschädigten Gegenstands erstattet.“
Wie sollte eine private Haftpflicht- bzw. eine Hausratversicherung ausgestaltet sein?
„Die Versicherungssumme bei einer Privathaftpflicht sollte für Personen-, Sach- und Vermögensschäden mindestens fünf Millionen Euro betragen. Einige unserer Mieter*innen haben noch Uralt-Verträge, die lediglich mit einer Versicherungssumme in Höhe von einer Million Euro ausgestattet sind. Hier müsste nachgebessert werden. Außerdem sollten alle Personen des eigenen Hausstandes mitversichert sein.
Wer eine Hausratversicherung abschließt, sollte die Versicherungssumme so kalkulieren, dass im Falle eines Totalschadens der gesamte eigene Hausrat wieder neu angeschafft werden kann. Die Mitversicherung von Schäden durch Hochwasser, Rückstau und Erdbeben sollte spätestens seit der Katastrophe im Ahrtal ein MUSS sein.“
Immer mehr Versicherungen kann man online abschließen. Ist das ratsam oder sollte man sich in einem Versicherungsbüro vor Ort beraten lassen?
"Der Weg zum Versicherungsfachmann meines Vertrauens ist einem Online-Abschluss grundsätzlich vorzuziehen. Ein guter Versicherungsvertreter wird mit Hilfe eines Fragebogens eine umfassende Risikoanalyse erstellen und die notwendig zu versichernden Gefahren aufzeigen. Häufig sind es die Kleinigkeiten, die sich erst im Schadensfall als nicht versichert herausstellen – dann aber viel Geld kosten. Deswegen muss die jeweils ganz individuelle Lebenssituation betrachtet werden. Ist zum Beispiel das teure und heiß geliebte Fahrrad ausreichend mitversichert? Oder ist die Schlange, die jemand als Haustier hält, über die Haftpflicht erfasst? Und muss man ein Nebengewerbe, wie das einer Tagesmutter, separat versichern?"
Die Deckungssumme gehört unter anderem zu einem der zentralen Kriterien beim Abschluss einer Versicherung. Welche Summen sollte man wählen? Gilt hier: Je höher die Abschlusssumme desto besser?
„In der Privathaftpflicht sollte man tatsächlich die höchstmögliche Deckungssumme auswählen. Der Gesetzgeber schreibt im § 823 BGB sinngemäß, dass man für jeglichen Schaden in „unbegrenzter Höhe“ aufkommen muss. Eine unbegrenzte Deckung bietet leider kein Versicherer an. Günstige Haftpflichtversicherungen gibt es bereits mit einer Versicherungssumme von fünf bis 15 Millionen Euro zu bezahlbaren Beträgen.
In der Hausratversicherung sollte die Versicherungssumme logischerweise dem Hausrat angepasst sein. Die entscheidende Frage dabei ist: Wie viel Geld benötige ich, um meinen gesamten Hausrat neu zu erwerben? Bei Versicherern wird die Versicherungssumme meist mittels einer Formel pauschal ermittelt. Pro Quadratmeter Wohnfläche wird eine Versicherungssumme in Höhe von 650 Euro veranschlagt. Also 50 Quadratmeter Wohnfläche x 650 Euro Versicherungssumme ergibt eine Gesamtversicherungssumme in Höhe von 32 500 Euro.
Bei einem Totalverlust muss mit diesen 32 500 Euro der gesamte Hausrat wieder erworben werden. Dazu zählen sämtliche Möbel, Teppiche, Tapeten, Deckenverkleidungen, aber auch Kleidung, Bettwäsche, Gardinen, die mietereigene Küche und jegliche technische Ausstattung, von der Küchenmaschine bis zum Handy. Spezielle Wertsachen wie Schmuck oder eine kostbare Eisenbahnsammlung sollten ebenfalls eingerechnet werden."
Was sollte bei den Laufzeiten der Verträge beachtet werden? Auch im Hinblick darauf, dass sich Lebensumstände verändern?
"Versicherungen können mit einer maximalen Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen werden. Das belohnt der Versicherer oftmals mit einem Beitragsnachlass in Höhe von zehn Prozent. Wer sich immer nur ein Jahr lang binden möchte, kann dies natürlich auch tun.
Eine Änderung, bzw. Anpassung der Hausrat- und Haftpflichtversicherung ist unterjährig durchaus möglich, zum Beispiel bei Hochzeit, Scheidung und der Geburt eines Kindes oder wenn man auswandert und die Verträge deshalb vorzeitig aufheben möchte. Oder sich Hausrat aufgrund eines Wohnungswechsels vergrößert oder verringert und die Deckungssummen dazu angepasst werden müssen."
Falls man sich beim Abschluss einer Versicherung unsicher ist und bei mehreren Angeboten nicht weiß, für welches man sich entscheiden soll – wie sollte man vorgehen?
„Man sollte grundsätzlich zum Versicherungsvermittler des Vertrauens gehen und sich von ihm beraten lassen. Am besten sind Versicherungsmakler, da sie eine Vielzahl von Versicherern anbieten und bestenfalls dem BDVM – Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler angehören.
Versicherungsmakler erstellen eine Risikoanalyse und ein Beratungsprotokoll und können bei Fehl- oder Falschberatungen haftbar gemacht werden. Bezahlt wird der Versicherungsmakler von der jeweiligen Versicherung, mit der letztlich der Vertrag abgeschlossen wird.“
Unabhängige Versicherungsberater veranschlagen für ihre Arbeit ein Honorar, dass der Kunde bezahlen muss, ähnlich einem Rechtsanwalt. Für den Abschluss einer Hausrat- und Haftpflichtversicherung können da schon einmalig bis zu 300 Euro fällig werden. Unabhängige Versicherungsberater findet man unter www.BVVB.de"
Was sagen Sie jemandem, der keine Versicherung abschließt, weil er sich das Geld dafür sparen will?
„Es gilt der Grundsatz: Der Versicherungsbeitrag ist kalkulierbar, der Schaden ist es nicht. Leider hat ein Großteil unserer wbg-Mieter*innen weder eine Haftpflicht- noch eine Hausratversicherung und spart sich den Versicherungsbeitrag in Höhe von rund 150 bis 200 Euro im Jahr. Wir können in solchen Fällen nur an die Vernunft und die Einsicht appellieren. Tritt der Schadensfall ein, können schnell Zahlungen in Höhe von 10 000 bis 20 000 Euro nötig werden. Bei Brandschäden sind Kosten bis zu 50 000 Euro keine Seltenheit.
Im Schadenfall erklären wir immer wieder, dass sich der Mieter den Beitrag der letzten zehn Jahre gespart hat und den Schaden dann einfach selbst zahlen muss.“
Außer Haftpflicht und Hausrat gibt es noch eine Vielzahl anderer Versicherungen. Wie kann man am besten herausfinden, welche für einen persönlich sinnvoll sind?
"Gehen Sie zum Versicherungsmakler Ihres Vertrauens und lassen Sie sich dort umfassend in allen Sparten beraten. Die Risikoermittlung kann dabei schon mal bis zu vier Stunden dauern, ist aber sinnvoll und gut investierte Zeit."
Text: Nina Daebel