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Alles Gute, Frank Thyroff!

Frank Thyroff, seit 15 Jahren Geschäftsführer der wbg Nürnberg, verabschiedet sich zum 30. September 2024 in den verdienten Ruhestand. Im Interview blickt er zurück auf seine ganz persönlichen Höhepunkte bei der wbg – und verrät, worauf er sich im Ruhestand am meisten freut.

Herr Thyroff, welche Ereignisse oder Projekte sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Frank Thyroff: Ich erinnere mich noch gut an meine erste Rede: „Ich bringe viel Arbeit mit, aber auch sichere Arbeitsplätze”. Auf der Agenda der kommenden Jahre standen die Eingliederung der WBG KOMMUNAL und das Aufbrechen klassischer Strukturen im Unternehmen. Erstere entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte.

Letzteres hat den wbg-Kosmos nachhaltig verändert – weg von analoger Tagespost und Diktat, hin zu digitalen Arbeitswelten.

Das klingt fast schon nach einem einfachen Erfolgsrezept. Wie steinig war der Weg dorthin tatsächlich?

(lacht) Ich dachte ja, das neue Leitbild, die moderne Unternehmenskultur, ließe sich in einem Jahr etablieren. Weit gefehlt. In Realität waren es gut zehn Jahre. Steinig würde ich das aber nicht nennen, eher spannend. Die Herausforderungen der Digitalisierung halten für uns viele positive Änderungen bereit; man braucht nur an die Vermittlung und Vermietung von Wohnungen zu denken. 

Sie haben von sicheren Arbeitsplätzen gesprochen. Konnten Sie Ihr Wort halten?

Meine berufliche Laufbahn begann in einem Geschäftsbereich der Firma DIEHL, wo es nach einer Boomphase eine heftige Auftragsflaute gab. Hier war es meine Aufgabe, ein Sanierungskonzept mit erheblichem Personalabbau umzusetzen. Das hat mich nachhaltig geprägt, und ich wollte für mein weiteres Berufsleben eine grundlegende Veränderung. Während meiner Zeit als Geschäftsführer bei der wbg musste sich niemand Gedanken um seinen Arbeitsplatz machen – trotz Corona, Ukrainekrieg und explodierenden Baupreisen. Noch mehr sogar: Die Zahl der Mitarbeitenden in unserem Unternehmen hat sich nahezu verdoppelt. Darauf bin ich stolz.

Eine Tatsache, die im Unternehmen wahrgenommen und von vielen auch geschätzt wird. Darf man im Gegenzug von den Mitarbeitenden eine gewisse Loyalität zur wbg erwarten?

Ich finde schon, dass die Führungsebene Loyalität erwarten darf. Immer vorausgesetzt, der Umgang untereinander ist menschlich, ehrlich und wertschätzend. Ich sage aus Überzeugung: Dafür stehen wir mit unserer Unternehmenskultur und unserem Verständnis von Führung.

Abgesehen von dieser positiven Entwicklung über alle Bereiche hinweg, was hat Sie in den vergangenen 15 Jahren emotional besonders bewegt?

Die Gründung von SIGENA vor über zehn Jahren hat mich sehr berührt. Vor allem, weil ich an meiner eigenen Mutter erlebt habe, was Einsamkeit im Alter bedeutet und wie viel Gutes eine aktive Nachbarschaft und Gemeinschaft bewirken kann. Als ich dann das erste Mal bei den freudestrahlenden Menschen am Nordostbahnhof saß, ging mir das Herz auf. Natürlich gab es viele weitere, bewegende Höhepunkte, wie beispielsweise die 100-Jahr-Feier der wbg, die Einführung des Sozialfonds, der in Not geratene wbg‘ler unterstützt, und auch einige Scheckübergaben der wbg 2000 Stiftung. 

Wenn Sie heute auf den Wohnungsmarkt blicken und einen Vergleich ziehen mit der Situation vor 15 Jahren – wie fällt Ihr Fazit aus?

Der Wohnungsmarkt war damals entspannter, zumindest was die Mieten und die verfügbaren Wohnungen angeht. Heute ist die Nachfrage nach (bezahlbarem) Wohnraum ungebrochen groß, das Angebot hinkt hinterher. Das hat aber auch damit zu tun, dass die Menschen damals – durch Finanzkrise und Arbeitslosigkeit gebeutelt – nicht in der Lage waren, höhere Mieten zu zahlen. Dann stieg die Einwohnerzahl Nürnbergs binnen weniger Jahre auf 540.000, Studenten und junge Familien strömten in die Stadt. Die Nachfrage war und ist höher als das Angebot, der Wohnungsbau kam und kommt nicht hinterher. Das ist eine der größten Aufgaben der Stadtgesellschaft der Gegenwart und Zukunft, da auch die Ansprüche der Mieterinnen und Mieter an das Mietobjekt und das Quartier stetig steigen.

Ist die wbg für diese Zukunft gerüstet?

Ja, wir sind sehr gut aufgestellt. Die wbg wird immer ihren Zweck erfüllen und immer Teil der Stadt sein. Aber allein kann sie den Wohnungsmangel nicht nachhaltig beheben. Dass die Bundespolitik immer wieder versucht einzugreifen, macht es nicht leichter. Wir haben bisher alle Herausforderungen gemeistert und sind vorwärts gegangen. Ich bin stolz auf diese starke Gemeinschaftsleistung.

Stichwort nachhaltig: Was tut die wbg, um nachfolgenden Generationen ein lebenswertes Wohnumfeld zu bereiten?

Die Nachhaltigkeit umfasst die drei Aspekte: Ökologie, Soziales und gutes Wirtschaften. Unsere CO2-Bilanz hat sich enorm verbessert, und bei allen Baumaßnahmen ist die Ökologie ein zentraler Aspekt geworden, von der grauen Energie bis zum „Animal Aided Design“.

Die große Herausforderung ist die Weiterentwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie, um Ökologie und Klimaschutz mit dem preiswerten Wohnen und der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit unserer Unternehmen in Einklang zu halten. Dabei begeistert mich das hohe Engagement vieler Mitarbeitenden für diese Thema und macht Mut für die Zukunft.

Angesichts dieser spannenden Herausforderungen ist guter Rat teuer. Was wünschen Sie Ihrem Kollegen Ralf Schekira für die Zukunft?

Ich blicke gerne auf die gemeinsame Zeit mit meinem Kollegen zurück und würde uns als das „Dreamteam der Wohnungswirtschaft“ bezeichnen. Wir ticken ähnlich und ergänzen uns gut. Auch das war immer ein Faktor für den Unternehmenserfolg. Für die Zukunft wünsche ich ihm viel Gelassenheit in aufregenden Zeiten. Es steht ihm eine junge Generation zur Seite, die neue Lösungen für neue Probleme finden wird.

Herr Thyroff, wie dürfen wir uns Ihren Ruhestand vorstellen? Im Sonnenuntergang am Chiemsee mit einem kühlen Drink?

(lacht) Das kann ich mir auch gut vorstellen. Die Sonnenuntergänge am Chiemsee sind fantastisch. Wenn die Gesundheit weiter gut mitspielt, wird das mit Sicherheit einer meiner Lebensmittelpunkte. Außerdem will ich eingeschlafene Hobbys wiederbeleben, wie das Malen und Keyboardspielen, und mehr Zeit mit meinen vier Enkelkindern verbringen. 

Interview: Philip Hauck

Unvergessen die Amtseinführung 2009 mit dem damaligen OBM Dr. Ulrich Maly (rechts) und dem weiteren wbg-Geschäftsführer Herbert Kümmerl (links).

Ralf Schekira und Frank Thyroff – 15 Jahre lang ein perfektes Team.

Der Festakt zum wbg-Jubiläum im Jahr 2018 in der Meistersingerhalle.

Bilder: Thomas Geiger
wbg-Archiv